Zur Bildwelt des Malers Hans Meyerholz
Technisch gesehen geht die Malerei von Hans Meyerholz auf die akribische
handwerkliche Tradition der Zeit vor dem Impressionismus zurück, insbesondere
auf die der Phantastischen Kunst, die weit ins Mittelalter zurückreicht.
Das Auswechseln, Montieren, Collagieren von Figuren und Gegenständen, die literarischen
methaphernreichen Titel, Darstellungen, die an Träume und Wünsche erinnern, haben
in unseren Köpfen den Surrealismus auf den Plan gerufen: Max Ernst, René Magritte,
dessen realistische Malart in Widerspruch steht zur Metaphysik seiner Darstellungen,
und Salvador Dali mit seiner "dunklen Wunderwelt" der paranoischen Halluzination des
Unbewußten. Allerdings bezieht sich der Maler ebenso oft auf die Vorbilder dieser drei
Großen zwischen der Romantik und Bosch.
Der Surrealismus, der im Gefolge von Freuds Psychoanalyse im Künstlerkreis um André Breton
proklamiert wurde, der die Seele des Künstlers sich austoben ließ, ohne die Analyse in Anspruch
zu nehmen, war und ist natürlich eine so geheimnis- und lustvolle Stilrichtung, die
über deren Protagonisten hinaus existiert, zumal einige Wesenszüge dessen schon seit dem
Manierismus - seit Jahrhunderten - Tradition haben.
Das Spezifische und zugleich Fatale ist sein Doppelgesicht, der Dualismus zwischen sachlicher,
realistischer, z.T. sogar naturalistischer Darstellung und verrätseltem Bildzusammenhang.
In den Bildern von Hans Meyerholz findet allenthalben eine Umwandlung der Verhältnisse statt.
Seine Selbstbildnisse weisen aus, daß er das Sowohl - als - Auch, das Alles-Zugleich in seinen
Gedanken bewegt. Den Maler beschäftigt die Idee Hesses, daß das Ego ein - meist unaufgefalteter - Fächer sei.
Visionär montiert er menschliches Mienenspiel zwischen Lacher und Schmerzensschrei,
zwischen Nofretete und Luchs, zwischen Gelöstheit und Anspannung. Im intimen
Bereich des Selbstbildnisses sind diese Verwandlungsbeispiele sowohl Auffächerungen menschlichen
Seins, als auch permanentes Suchen. Dem Anthropologen Karl Graf von Dürkheim fühlt sich der
Maler nahe in seinem Anliegen, ein umfassendes Stück Welt in seinen Bildern anzusprechen,
denn, so Dürkheim:"Auf den Einklang mit der Ganzheit eines größeren Lebens kommt es an."
Um, trotz beziehungreicher Anspielungen, Überfrachtungen zu vermeiden,haben die Bilder oft ein
einfaches Kompositionsschema: wenige Sujets beherrschen die Bildmitte, ihre Bedeutung wird
durch das Anstrahlen aus einer verborgenen Lichtquelle sowohl erhöht als auch mystifiziert.
Vor einem sich perspektivisch ausweitenden flachen Landschaftsraum ragen die Bildgegenstände
vom Bildvordergrund über den Horizont hinaus und vermitteln den Eindruck des
Auf-dem-Tablett-Dargebotenen.
Ähnlich wie auf den Bildern von Magritte, in denen die Sujets wie auf einer Bühne angeordnet
sind, entsteht in den Bildern von Hans Meyerholz ein Freiraum, der den Betrachter betroffen
machen kann. Zu diesem Phänomen sagt Magritte 1938 in einem Vortrag in Antwerpen:"Es handelt
sich um eine neue Sicht, in der der Betrachter seine Isoliertheit wiederfindet und die Stille
der Welt vernimmt."
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